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Der Altmeister des Wiener Aktionismus
Hermann Nitsch wird 80 Jahre
Er gilt als Enfant terrible der österreichischen Kunstszene, als Inkarnation des leidenschaftlichen Aktionskünstlers und das seit Jahrzehnten: Hermann Nitsch prägte mit seinen oftmals höchst umstrittenen Aktionen und Theateraufführungen, bei denen mitunter Tierkadaver und Blut als mythisch überhöhte Darstellungsformen nicht fehlten, die nationale und internationale Kunstszene. 80 Jahre wird er am Mittwoch, den 29. August, und – er hat noch viel vor.
Eine blutverkrustete Brieftasche des Vaters – dies erhielt der kleine Hermann Nitsch 1944 von seiner Mutter. Es war das Einzige, was sie ihm von dem gefallenen Vater als Hinterlassenschaft geben konnte. Diese Brieftasche habe ihn damals tief getroffen. So gibt Nitsch-Kenner Wolfgang Koch die Wirkung dieses Erbes auf den Künstler Hermann Nitsch in der „Wiener Zeitung“ wieder. Blut, Fleisch, exzessive Aktionen, um immer stärker und intensiver ein künstlerisches, mit allen Sinnen erlebbares Opus zu erschaffen: Hermann Nitsch gilt zu Recht als prägende Figur des „Wiener Aktionismus“, des künstlerischen Aufstandes gegen die österreichische Nachkriegsgesellschaft, damals in den frühen 60er Jahren.
Der Erwerb eines ehemaligen Klosters im niederösterreichischen Prinzendorf in den 70er Jahren versetzte Nitsch in die Lage, seine längst legendär gewordenen Aktionen in größerem Umfang zu zelebrieren. Auch sein Lebenswerk, das große „Sechs-Tage-Spiel“, wird in Prinzendorf 1998 aufgeführt. Er erfährt Anerkennung in Österreich, erhält Ehrenpreise, kann sein Orgien-Mysterien-Theater 1995 im Wiener Burgtheater zur Aufführung bringen. Zwei nach ihm benannte Museen, in Mistelbach in Niederösterreich sowie in Neapel, zeigen seine Werke. Wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag will Hermann Nitsch die nunmehr 150. Aktion seines „Orgien-Mysterien-Theaters“ abhalten.