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Streit um neue Minister
Geistiger Bürgerkrieg in Kroatien
Die neue kroatische Regierung ist gerade mal einen Monat im Amt und hat schon eine Menge Ärger am Hals – der ist allerdings hausgemacht. Dafür sorgten zwei umstrittene Personalien. Veteranen-Minister Miro Crnja musste sein Amt nach nur wenigen Tagen wieder abgeben. Er hatte nicht nur für Unmut gesorgt, weil er eine Kartei der „Vaterlandsverräter“ anlegen wollte. Er soll auch Steuern hinterzogen haben. Der liberale Koalitionspartner der nationalistischen HDZ machte Druck – und auch die Intelligentsia.
Eine Zagreber Künstlergruppe verspottete den Plan auf ihre Art: Sie erstellte selbst ein Verräter-Register. Im Handumdrehen bezichtigen sich 7000 Menschen selbst, Verräter zu sein – weil der Großvater ein Partisan war, man nicht in die Kirche gehe, nichts gegen Schwule habe, auf der linken Seite schlafe, manchmal masturbiere oder Satire möge. Andere hassten Volksmusik, könnten lesen und schreiben, seien mit Nicht-Kroaten verheiratet oder hätten den Kindern versprochen, dass sie in einem glücklichen und reichen Land aufwüchsen.
Am Ende war der Veteranen-Minister nicht mehr zu halten. Enfant terrible No.2 der neuen kroatischen Regierung ist Kulturminister Zlatko Hasanbegovic. Ein 20 Jahre altes Foto zeigt ihn mit Ustascha-Mütze. Als Student hat er für eine rechtsextreme Parteizeitung geschrieben, schwärmte für Großkroatien und den NS-Vasallen Ante Pavelic. Antifaschimus bezeichnete er als „Floskel“. Die Linke im Land tobt, er wolle ein faschistisches Regime rehabilitieren. Der Historiker selbst weist das von sich. Er forderte aber mehr Patriotismus im Fernsehen und im Schulunterricht. Die Linke im Land will seinen Rücktritt. Intellektuelle sammelten mehr als 3000 Unterschriften. Der Verleger Seid Serdarevic fordert „eine offene Debatte“. Grundbedingung aber sei, dass das Ustascha-Regime verurteilt werde. Die Vergangenheit müsse aufgearbeitet werden.